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Erste Schritte in die richtige Richtung

Stellungnahme der Schulleitungsverbandes VSL zum Maßnahmenpaket des Kultusministeriums zur Unterrichtsversorgung

Vor wenigen Wochen hat das Kultusministerium mit der Veröffentlichung von „18 Maßnahmen zur Unterrichtsversorgung“ auf die vielseitigen Herausforderungen reagiert, vor dem die Schulen mit Blick auf die Unterrichtsversorgung stehen und auch in der nächsten Zeit stehen werden.

Als Ziel der Maßnahmen benennt das Kultusministerium die bessere Unterstützung der Schulen in ihrer Arbeit und die kurzfristige Verbesserung der Unterrichtsversorgung. Hinzu kommt die Zielsetzung, dass es keine Abstriche bei der Qualität des Unterrichts geben soll.

Die Vereinigung der Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg (VSL Baden-Württemberg) begrüßt, dass das Ministerium endlich auf die sehr problematische Unterrichtsversorgung in den Schulen reagiert und Maßnahmen darlegt, die eine kurzfristige Verbesserung der angespannten Situation ermöglichen sollen.

Dass das langfristige Ziel der besseren Unterrichtsversorgung bei Gewährleistung guter Unterrichtsqualität jedoch nur durch qualifizierte Ausbildung und die Einstellung von genügend junger, gut ausgebildeter Lehrkräfte möglich sein kann, sollte allen Verantwortungsträgern bewusst sein.

Nach den Worten von Werner Weber, Vorsitzender der VSL, sind Schulleitungen vor Ort darauf angewiesen, genügend Lehrkräfte an den Schulen zu haben, die sich um die Bildung und Erziehung unserer Schülerinnen und Schüler kümmern und sorgen. „Gleichzeitig legen wir sehr großen Wert auf guten Unterricht sowie auf Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung an unseren Schulen. „Dieser Aspekt kommt aus unserer Sicht im vorliegenden Maßnahmenpaket zu kurz.“

Im Weiteren bezieht sich der VSL als Schulleitungsvereinigung in seinen Einschätzungen auf diejenigen Punkte, die für Schulleitungen von hoher Relevanz sind.

Gewinnung von Lehrkräften durch Ausweitung des Direkteinstiegs

Die VSL anerkennt zwar das Bemühen des Ministeriums, auf die Probleme in der Unterrichtsversorgung zu reagieren, sieht diese Maßnahme aber äußerst kritisch. Geplant sei, den sogenannten Direkteinstieg auch auf die Grundschulen und auf die Sekundarstufe 1 auszuweiten und damit die Unterrichtsversorgung zu sichern.

Zukünftig werden somit auch „Personen ohne Lehramtsausbildung“ in diesen Schularten als Lehrkräfte eingestellt. Diese Lehrkräfte sollen durch eine begleitende Qualifizierung in ihrer Unterrichtstätigkeit unterstützt werden. Geplant ist, dass die Schulverwaltung zusätzliche „Entlastungsstunden“ erhält, damit diese „Personen ohne Lehramtsausbildung“ gezielt begleitet werden können.

Nach Überzeugung der VSL ist gerade im Bereich der Grundschule eine hohe Kompetenz der Lehrkräfte im Bereich der Didaktik und Pädagogik notwendig, um auf die ganz besonderen und sehr heterogenen Lernvoraussetzungen der Kinder eingehen zu können.

Der grundlegende Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler in der Grundschule ist eine wesentliche Voraussetzung für den weitergehenden Lernerfolg. Dieser Unterricht erfordert eine intensive und auch wissenschaftliche Auseinandersetzung der Lehrkräfte mit didaktischen Modellen. Deshalb ist ein mehrjähriges Studium bisher Voraussetzung für den Lehrerberuf.

Eine unterrichtsbegleitende Unterstützung reicht hier sicher nicht aus. Auch ist noch nicht festgelegt, wer diese gezielte Begleitung übernehmen kann und soll. Es gelte zu klären, dass unter diesen Gesichtspunkten gefragt werden muss, ob diese begleitende Qualifizierung ein wissenschaftliches Studium ersetzen kann.

Vor dem Hintergrund der notwendigen Qualitätssicherung und dem Auftrag der Schule zur Qualitätsentwicklung halten die Schulleitungen diese Maßnahme für nicht zielführend.

Erhöhung der Leitungszeit an kleinen und sehr großen Schulen

Ausdrücklich begrüßt wird von der VSL die Erhöhung der Leitungszeit für Schulleitungen an kleinen Schulen von 10 auf 11 Stunden sowie die Erhöhung der Leitungszeit an sehr großen Schulen mit mehr als 40 Klassen.

Vermisst werde in dem Konzept jedoch eine weitergehende Anhebung der Leitungszeit für mittlere und größere Schulen, da die bisherigen Maßnahmen vom Schuljahresbeginn nicht ausreichen. Hinzukommen müssten zudem eine eigene Leitungszeitberechnung für stellvertretende Schulleiterinnen und Schulleiter, eine Entkoppelung des Leitungszeitschlüssels von der Anzahl der Klassen, sowie ein neues Konzept zu Berechnung der Leitungszeit für die Schulleitungen aller Schularten.

Monetarisierung von Ganztagesstunden

Die VSL begrüßt, dass vom Kultusministerium der zu leistende Verwaltungsaufwand von Schulleitungen bei einer Monetarisierung von Ganztagesstunden wahrgenommen wird.

Kritisch angemerkt werden muss, dass maximal 2 Anrechnungsstunden nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Er entspricht in keiner Weise dem Aufwand für Beantragung, Personalgewinnung, Organisation, Personalpflege und Abrechnung der für Schulleitungen entsteht.

Direktkontingent für Sekundarstufe

Positiv bewertet wird durch die Schulleitungen der lange überfälligen Schritt, das Direktkontingent auch auf die Sekundarstufe auszuweiten.

Das Direktkontingent ist seit Jahren eine große Stütze an den Grundschulen bei der Vertretung von Unterrichtsausfall. Pensionierte Lehrkräfte können vor allem in den Jahren kurz nach ihrem Eintritt in den Ruhestand eine wertvolle Unterstützung sein.

Die Erhöhung des Umfangs von 70 Stunden auf ca. 100 Stunden pro Schule zeigt die zunehmende Verschlechterung der Situation. Daher begrüßt die VSL, dass dieses Werkzeug nun endlich auch den Sekundarstufen zur Verfügung steht. Kritisch angemerkt werden muss allerdings, dass die Festlegung auf 100 Stunden pro Schule viel zu unflexibel ist, und die vor Ort sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen, wie Schulgröße, Anzahl der Schularten, oder soziale Rahmenbedingungen nicht berücksichtigt werden.

Ausbau der Pädagogischen Assistenz

Positiv bewertet wird ausdrücklich der Ausbau der Stellen für Pädagogische Assistentinnen und Assistenten, da sich diese im Schulalltag als gute Unterstützung bewährt haben.

Kritisiert wird seitens des Schulleiterverbandes die Befristung dieser Maßnahme bis zum Jahresende 2024 kritisch, da …

  • zu befürchten ist, dass sich die kurze Anstellungszeit nachteilig auf die Bewerbersituation auswirken wird.
  • auch die Arbeit von Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten mit den Schülern Beziehungsarbeit ist, die in so kurzer Zeit, gerade auch bei berufsfremden Personen, nur schwerlich zu bewerkstelligen sein wird.
  • sich auch bis zum Jahresende 2024 die Personalsituation an den Schulen nicht so weit entspannt haben wird, dass diese Stellen nicht mehr benötigt werden.
  • der Aufwand, den die Schulen und Schulleitungen zur Einarbeitung der Assistenten werden betreiben müssen, in keinem Verhältnis zur vorgesehenen Dauer des Einsatzes steht.
  • die vorgesehene Beendigung der Beschäftigungsverhältnisse zum Jahresende 2024 mitten im Schuljahr 2024/2025 liegt.

Die VSL fordert deshalb, die vorgesehenen Stellen zu entfristen, um den Schulen mit Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten auch über das Jahr 2024 hinaus, Planungssicherheit zu gewährleisten.

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